Schramberg, Berneckstraße, 78713 Schramberg, Baden-Württemberg
Bundespreis Stadtgrün/Lilli Thalgott
Beschreibung
Schramberg, Mittelzentrum und Fünf-Täler-Stadt im Schwarzwald erlebte verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche. Im Bewusstsein ist der Niedergang der Uhrenindustrie, der einstmals weltweit führenden Uhrenfabrik Junghans in den 60er, 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dadurch verlor die Schramberger Talstadt über die Jahre an Bedeutung. Im Höhenstadtteil Sulgen ist heute die Industrie beheimatet. Inzwischen leben dort nahezu ebensoviele Einwohner/innen wie in der Talstadt.
Für die Schramberger Bevölkerung war das Freibad an der Schiltach ein beliebtes Freizeitziel in der Talstadt. Lange vor dem Beschluss zur Umnutzung des Freibades in 2012 wurde es als nicht sanierungsfähig eingestuft und im Jahr 2000 außer Betrieb genommen. Die endgültige Schließung war sehr umstritten, da die Talstadt wieder eine bedeutende Infrastuktur- und Freizeiteinrichtung verlor. Von den Bürgerinnen und Bürgern wurde ein Ersatz als “hohe Priorität” eingestuft.
Die Schiltach in Schramberg ist kaum wahrnehm- und erlebbar und wird fast durchgängig von Betonmauern kanalisiert. Dies wurde bereits 2001 von der Gewässerdirektion bemängelt. Die Vorgabe lautet, Retentionsräume zu schaffen, das Gewässer zu revitalisieren und gleichzeitig den Hochwasserschutz zu verbessern. Mit dem Freibadrückbau waren diese Möglichkeit gegeben. Gleichzeitig setzte sich die Stadt Schramberg zum Ziel, mit der Schiltachrevitalisierung den Freizeitwert des verlorengegangenen Freibades möglichst attraktiv zu ersetzen.
Es sollte eine innerstädtische Freifläche mit vielfältigen Möglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger entstehen. Das integrative Freiraumkonzept beinhaltet deshalb die Schaffung von Flächen zur Erholung, Freizeitgestaltung und die Idee eines zukunftsorientierten Hochwassermanagements. Somit können künftige Hochwasserereignisse in ihrer Dimension abgemildert werden. Der Berneckstrand dient als Impuls und Blaupause für die Revitaliserung des gesamten Schiltachabschnittes in Schramberg.
Steckbrief der Einreichung (PDF)
Jurybewertung
Das Projekt zeigt mustergültig, wie Umweltschutz, Hochwasserschutz, Freizeitnutzung und Umweltbildung auf einer Fläche ermöglicht werden können und durch intensive Einbindung engagierter Nutzer*innen und vielfältige neue Angebote sogar den Verlust eines Freibades für eine kleine Gemeinde erträglich machen. Mit der Tatsache des Schwimmbadrückbaus sehen sich kleine Gemeinden in ganz Deutschland konfrontiert. In Schramberg konnte diese Situation zu etwas Positivem umgewandelt werden. Die Nachnutzung des Freibadgeländes bietet ein standortorientiertes Freizeitangebot auch für Kinder und Jugendliche und verbindet, Sport, Spiel und Planschen mit Hochwasserschutz- und ökologischen Maßnahmen. Das Projekt ist ein überzeugendes Multitalent in einer kleinen Stadt.
Bundespreis Stadtgrün/Hergen Schimpf