Walle/Überseestadt, Stadtgemeinde Bremen, Bremen
Bundespreis Stadtgrün/Hergen Schimpf
Beschreibung
Die Überseestadt ist eine Hafenkonversionsfläche in Bremen und entwickelt sich zu einem neuen Stück Stadt an der Weser. Künftig werden dort 24.000 Menschen arbeiten und 12.000 Menschen wohnen. Der Strandpark Waller Sand ist seit 2019 Teil ihrer Freiraum-Infrastruktur. Er verwandelte die ehemals graue Hochwasserschutz-Infrastruktur in eine grüne: Mit Blick auf den Klimawandel musste der Hochwasserschutz ertüchtigt werden. Bremen realisierte dabei einen zukunftsfähigen und urbanen Hochwasserschutz, der die Erlebbarkeit des Wassers fördert und die sonst oft übliche Trennung von Stadt und Wasser vermeidet. Statt eines technischen Bauwerks entstand im Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ein nutzungsoffener und atmosphärischer Freiraum, der dem angrenzenden Hafen, der Natur und dem Leben im neuen Ortsteil gerecht wird. Innovative, multifunktionale Lösungen verwandelten die Sandvorschüttung in eine nutzbare Dünenlandschaft und machten aus der Hochwasserschutz-Spundwand eine 350 m lange Bank. So sind ein 30.000 m² großer Stadtstrand mit extensiver Parklandschaft, Sport- und Spielangeboten, ein urbaner Boulevard und eine Molenpromenade entstanden.
Der Waller Sand verbesssert auch das Freiraumangebot in den angrenzenden Quartieren, die aufgrund der Hafenanlagen bislang kaum Zugang zur Weser hatten. Damit ist die Hoffnung verbunden, der Waller Sand möge die neue Überseestadt und die benachbarten Stadtteile Gröpelingen und Walle näher zusammenbringen. Das geschieht z. B. über eine Fähre und neue ÖPNV-Verbindungen.
Auf die Auswirkungen des Klimawandels reagiert das Projekt mit ressourcenschonendem, nachhaltigem und sozialem Bauen. Materialienrecycling, kurze Transportwege und ein Biodiversität förderndes Pflanzkonzept trugen zur CO2-Reduktion und Klimaverbesserung bei. Mit dem Waller Sand ist ein zukunftsweisender Ort entstanden, der auf beispielhafte Weise zur Profilierung Bremens als Stadt am Fluss beiträgt.
Steckbrief der Einreichung (PDF)
Jurybewertung
Das Projekt sticht heraus durch die kreative Verknüpfung einer funktionsfähigen Hochwasserschutzanlage mit einem gestalterisch hochwertigen und nutzbaren Aufenthaltsort für die Stadtbevölkerung. Dahinter steckt eine Disziplinen überwindende, integrative Planung und Umsetzung von Wasserbau und Landschaftsarchitektur unter Einbeziehung der Bevölkerung und der Hafenwirtschaft. Die Jury würdigt insbesondere die schlichte, multifunktionale und gelungene Gestaltung mit geringem Mitteleinsatz. Sie bezeugt die integrierte Entwicklung im Zusammenspiel der unterschiedlichen Disziplinen. Das Projekt ist Vorbild für die Verzahnung von Stadtgrün und Stadtentwicklung im Klimawandel. Das gebaute Ergebnis ist Inspiration für Städte mit ähnlichen Herausforderungen, in Küsten- und Flussnähe.