Was macht eine Stadt attraktiv? Diese Frage hat sich die Kreisstadt Göppingen, wie viele andere Kommunen auch, in der Vergangenheit immer wieder gestellt, besonders mit Blick auf den demographischen Wandel. Das Ergebnis der Bedarfsanalysen ergab, dass attraktive und zeitgemäße Freizeitangebote sehr wichtig sind. Von den 58.000 Einwohner*Innen sind 17 Prozent (rund 10.000) zwischen 12 und 27 Jahre alt. Hinzu kommen mehrere tausende Jugendliche aus dem Umland, die die weiterführenden Schulen vor Ort besuchen und auch in ihrer Freizeit in das Zentrum der Kreisstadt kommen. Vor diesem Hintergrund ist die zentrumsnahe Grünfläche am Theodor-Heuss-Platz im Stadtentwicklungskonzept STEK 2030 als Erholungs- und Aufenthaltsraum definiert worden. . Der Masterplan Innenstadt hatte die Fläche zudem bereits 2015 als Schlüsselprojekt des öffentlichen Raumes mit höchster Priorität zur Aufwertung ausgewiesen. Vorhanden war hier bisher lediglich ein zu kleiner, zusammengewürfelter Skatepark aus Betonelementen und sanierungsbedürftigen Asphaltflächen.
Entstanden ist mit dem Ort der Vielfalt ein attraktiver multifunktionaler Sport- und Freizeitpark. Das Bewegungs- und Spielangebot ist so vielfältig, dass sich alle Generationen motiviert sehen, sich hier zu treffen – ein kultureller, sozialer und sportlicher Treffpunkt im Herzen der Stadt Göppingen. Zu den Sportarten, die hier ausgeübt werden können, zählen Skateboard, BMX, Slackline, Parkour, Calisthenics und Bouldern. Kleinkinder schulen ihre Koordination auf einem Sandspielplatz, während weniger trainierte Menschen und Senioren den Bereich der Fünf Esslinger aufsuchen. Die Fünf Esslinger sind ein Bewegungsprogramm zum Erhalt der körperlichen Fitness in der zweiten Lebenshälfte. Aufenthaltsbereiche unter alten Bäumen und ein Familienspielplatz runden das Angebot ab. Der ehemalige Skateplatz wurde in eine multifunktional nutzbare Fläche verwandelt. Der neue Park bringt Menschen aller Altersgruppen zusammen und in Bewegung.
Die Stadt Regensburg entwickelte ämterübergreifend ein Möblierungskonzept für die Regensburger Altstadt. Neben der klassischen Stadtmöblierung befasst sich das Konzept an geeigneten Stellen auch mit Standorten für Bäume, die nicht nur klimatisch von Bedeutung sind, sondern auch den Stadtraum sowie das Stadtbild in der historischen Altstadt prägen werden.
Ziel des Möblierungskonzeptes ist es, die Innenstadt auch für die Zukunft attraktiv zu halten. Zusätzliche Bäume und Grünflächen sollen nicht nur Ruheoasen bilden, sondern auch zu einem guten Stadtklima beitragen. Dazu gehören – gerade in einer alternden Gesellschaft – Sitzgelegenheiten, auf denen man sich immer wieder ausruhen kann, ebenso wie ausreichende Fahrradbügel und Mülleimer. Durch die Schaffung von Spielpunkten soll die Integration von Familien und Kindern im urbanen Raum erfolgen. Damit wurden Ziele der Regensburger Spielleitplanung umgesetzt. Urbane Freiräume, Plätze und Fußgängerbereiche, vor allem in der Altstadt, sollen vielfältig nutzbar sein und dem Aufenthalt aller Generationen dienen. Es wurden systematisch stadtklimageeignete Bäume und einheitliche Ausstattungselemente (Baumschutz, Sitzbänke, Abfalleimer und Fahrradbügel) verwendet und in einem Standardmöbelkatalog festgehalten. Die starke Nutzung des Mobiliars und der baumbeschatteten Bereiche erhöht die Lebens- und Standortqualität der Regensburger Innenstadt. Dieser erlebbare Projekterfolg fördert die interdisziplinäre Stadtentwicklung Regensburgs.
Mit dem Möblierungskonzept nahm die Stadt Regensburg die Herausforderung an neben zahlreichen Interessenskonflikten z.B. Wirtschaft, Wohnen, Verkehr, Bodennutzung, Denkmalschutz, Brandschutz etc. mehr Grün in die historische Altstadt zu bringen. Dies gelang in vorbildlicher Weise durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine enge Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen. Aus diesen Gründen ist hier die Kategorie “genutzt” zutreffend.
HafenCity, Quartier Lohsepark, Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg
Beschreibung
Der Lohsepark ist mit seinen 4,4 ha Gesamtfläche ist die größte zusammenhängende und zentrale Grünanlage der HafenCity mit weitreichenden stadträumlichen, sozialen und ökologischen Funktionen. Das 550 m lange und 100 m breite grüne Band erstreckt sich von Wasser zu Wasser. Der Park ist topographisch in eine Stadtebene, eine Parkebene und eine historische Ebene gestaffelt. Großzügige Rasenflächen laden zum Spielen, Sport und Verweilen ein. Durch Vegetation und Topographie geprägte Spielangebote werden für alle Altersstufen angeboten. Im Park finden sich über 530 Bäume in 23 typischen Parkbaumarten, die auch ökologischen Aspekten genügen. Rund 70 Apfel- und Kirschbäume bereichern das Pflanzkonzept. Die Früchte der Bäume, alte Kultursorten, die auch mit Etiketten beschildert sind, können von jedermann geerntet werden. Eine Bewohnerinitiative „Freunde des Lohseparks“ kümmert sich im Rahmen einer Patenschaft seit Fertigstellung engagiert um die Bewirtschaftung der Bäume. Wo heute der Lohsepark ist, standen einst Teile des Hannoverschen Bahnhofs. Von hier aus wurden zwischen 1940 und 1945 über 8000 Juden, Sinti und Roma deportiert. Das denk.mal Hannoverscher Bahnhof ist mit dem historischen Bahnsteig integraler Bestandteil des Parks. Gedenktafeln und Namenstafeln der Deportierten prägen den Ort und erinnern in würdevoller Weise an die Opfer. Die Planung des Lohseparks war durch umfangreiche Beteiligungsverfahren mit Bürgern, Netzwerken der Bewohner, der ansässigen Schule und Kita geprägt. Die Gestaltung des Gedenkortes wurde gemeinsam mit den Opferverbänden entwickelt. Die heutige vielseitige Nutzung verschiedener Akteure sind Früchte der Beteiligung. Der Hamburger Boule Club trainiert regelmäßig auf den Grandflächen der Bastionen und veranstaltet Wettbewerbe im Park. Das Basketballfeld ist ein stark frequentierter Treffpunkt für Spiel, Sport und Workout. Gedenkveranstaltungen der Opfergruppen und Führungen am Gedenkort gehören zur selbstverständlichen Alltagsnutzung.
Schramberg, Mittelzentrum und Fünf-Täler-Stadt im Schwarzwald erlebte verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche. Im Bewusstsein ist der Niedergang der Uhrenindustrie, der einstmals weltweit führenden Uhrenfabrik Junghans in den 60er, 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dadurch verlor die Schramberger Talstadt über die Jahre an Bedeutung. Im Höhenstadtteil Sulgen ist heute die Industrie beheimatet. Inzwischen leben dort nahezu ebensoviele Einwohner/innen wie in der Talstadt. Für die Schramberger Bevölkerung war das Freibad an der Schiltach ein beliebtes Freizeitziel in der Talstadt. Lange vor dem Beschluss zur Umnutzung des Freibades in 2012 wurde es als nicht sanierungsfähig eingestuft und im Jahr 2000 außer Betrieb genommen. Die endgültige Schließung war sehr umstritten, da die Talstadt wieder eine bedeutende Infrastuktur- und Freizeiteinrichtung verlor. Von den Bürgerinnen und Bürgern wurde ein Ersatz als “hohe Priorität” eingestuft. Die Schiltach in Schramberg ist kaum wahrnehm- und erlebbar und wird fast durchgängig von Betonmauern kanalisiert. Dies wurde bereits 2001 von der Gewässerdirektion bemängelt. Die Vorgabe lautet, Retentionsräume zu schaffen, das Gewässer zu revitalisieren und gleichzeitig den Hochwasserschutz zu verbessern. Mit dem Freibadrückbau waren diese Möglichkeit gegeben. Gleichzeitig setzte sich die Stadt Schramberg zum Ziel, mit der Schiltachrevitalisierung den Freizeitwert des verlorengegangenen Freibades möglichst attraktiv zu ersetzen. Es sollte eine innerstädtische Freifläche mit vielfältigen Möglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger entstehen. Das integrative Freiraumkonzept beinhaltet deshalb die Schaffung von Flächen zur Erholung, Freizeitgestaltung und die Idee eines zukunftsorientierten Hochwassermanagements. Somit können künftige Hochwasserereignisse in ihrer Dimension abgemildert werden. Der Berneckstrand dient als Impuls und Blaupause für die Revitaliserung des gesamten Schiltachabschnittes in Schramberg.
Das Projekt zeigt mustergültig, wie Umweltschutz, Hochwasserschutz, Freizeitnutzung und Umweltbildung auf einer Fläche ermöglicht werden können und durch intensive Einbindung engagierter Nutzer*innen und vielfältige neue Angebote sogar den Verlust eines Freibades für eine kleine Gemeinde erträglich machen. Mit der Tatsache des Schwimmbadrückbaus sehen sich kleine Gemeinden in ganz Deutschland konfrontiert. In Schramberg konnte diese Situation zu etwas Positivem umgewandelt werden. Die Nachnutzung des Freibadgeländes bietet ein standortorientiertes Freizeitangebot auch für Kinder und Jugendliche und verbindet, Sport, Spiel und Planschen mit Hochwasserschutz- und ökologischen Maßnahmen. Das Projekt ist ein überzeugendes Multitalent in einer kleinen Stadt.
Seit einiger Zeit gibt es seitens Jugendlicher sowie dem Jugendbeirat in Glauchau den Wunsch, eine Freifläche zur Freizeitbeschäftigung und zum Aufenthalt für junge Menschen in Glauchau zu errichten. Die Stadtverwaltung unterstützt mit dem Projekt „JuvO“ das Ansinnen der Jugend und fördert eine Aktivierung junger Menschen. Ein wichtiger Grundsatz bei der Entstehung einer solchen Fläche liegt in der Mitbestimmung und Mitgestaltung durch die Nutzer selbst. Einerseits wird eine sinnvolle Freizeitgestaltung angeboten, handwerkliche Fähigkeiten geschult und andererseits einen wirksamen Schutz gegen Vandalismus geschaffen. Nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung kann nur mit den jungen Menschen durchgeführt werden. Diese entstandene Fläche sowie der Prozess der Entwicklung wird durch pädagogische Projekte begleitet, so dass hier eine Querschnittsaufgabe von Bildung und Freizeit entsteht. Eine soziale Teilhabe verschiedener Jugendgruppen soll mit dem Projekt gefördert werden. Geplant bzw. bereits begonnen wurde mit 35 Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren, eine durch Grünpflanzen bewucherte Fläche an der Mulde zu beräumen, Bäume zu fällen und Sträucher zu verschneiden. Mit dem Grünverschnitt wurden zwei Benjeshecken errichtet. Kleine Eiben wurden als Begrenzung zur Mulde gepflanzt. Mit Unterstützung des Bauhofes wurden die Wurzeln der Bäume entfernt und der Boden aufgefüllt und geebnet.
Jetzt stehen die nächsten Schritte einer möglichen Nutzung der Fläche an. Geplant wird derzeit mit den Jugendlichen die Entstehung eines Unterstandes und Sitzmöglichkeiten. Palettenmöbel sollen beispielsweise im Sommer gebaut werden. Auch der Wunsch nach einer Graffitiwand wurde geäußert. In einem demokratischen Prozess werden wir mit den verschiedenen Jugendgruppen und deren unterschiedlichen Interessen die Zukunft gestalten. Denn die Jugendlichen sind die Experten vor Ort!
St. Lorenz Nord, Dornbreite, Hansestadt Lübeck, Schleswig-Holstein
Beschreibung
Der Bewegungstreffpunkt Humboldtwiese steht für Bewegung und Kommunikation, Natur und Naherholung, Sport und Gesundheit. Gemeinsam mit den Bürger:innen vor Ort entwickeln die Hansestadt Lübeck in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Dornbreite sowie vielen weiteren Akteuren auf einer vormals brachliegenden Fläche im Stadtteil St. Lorenz Nord auf der Dornbreite einen Bewegungstreffpunkt für Jung und Alt. Hervorgegangen ist dieser aus dem „Stadtteilkonzept/Wissenschaftspfad“ des Lübecker Wissenschaftsjahres 2012 mit dem Motto “Hanse trifft Humboldt”. Herzstück ist ein Bewegungsparcours mit zehn Gerätepaaren, jeweils eines für Jung und Alt im unmittelbaren räumlichen Miteinander. So gelingt es, dass alle Altersstufen gemeinsam Sport treiben und dabei in Kontakt bleiben. Begegnung und Bewegung für alle im Grünen. Naturerfahrung durch Bewegung in der Natur. Urbaner Natur- und Artenschutz steht dabei im Einklang mit Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Mit aktiver Beteiligung gestalten die Menschen vor Ort ein attraktives Lebensumfeld in ihrem Stadtteil. Denn es steht nicht die Fertigstellung im Vordergrund, sondern der Prozess, der durch Bürgerbeteiligung gekennzeichnet ist. Aktuell wurden bereits 17 der 20 geplanten Geräte über Spenden finanziert und errichtet. Durch diesen partizipativen Ansatz wurde die zuvor nicht bewirtschaftete, 4,7 ha große Grünfläche einer Nutzung und Aufwertung zugeführt.
Auf der Humboldtwiese werden typische schleswig-holsteinische Biotope einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dies wird auch durch die mittlerweile über 30 angepflanzten regionalen Apfel- und Obstbäume belegt.
Der Raum ist offen für Veranstaltungen in den Themenfeldern Wissenschaft, Bildung, Sport, Gesundheitsprävention, gesunde Ernährung und biologische Vielfalt. Die „Humboldtwiese“ ist im Ganzen ein Erlebnisraum, im weitesten Sinne ein „Grünes Labor“ – ausgezeichnet 2019 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.
Die Stadt Nideggen war bis zum Zweiten Weltkrieg als Kneipp- und Luftkurort ein beliebtes Ziel für Menschen, die in der malerischen Natur der Voreifel Ruhe und Erholung suchten. Im historischen Ambiente der ehemaligen Herzogstadt mitsamt mittelalterlicher Burganlage und historischer Altstadt ließ sich die Eifelluft genießen und Abstand vom hektischen Alltag der Großstadt gewinnen.
Nideggen bot für seine Gäste neben ca. 300 Fremdenbetten ein Kneipp- und Kurbad im Kurgarten an. Dieser verfügte über Liegehallen, einen Lesepavillon, Tennisplätze und diverse Kinderspielplätze, außerdem einen Springbrunnen mit einem Fischteich.
Mit dem Krieg endete Nideggens Dasein als Kurort, das „Bad“, das man seit 1929 im Namen trug, durfte nicht mehr verwendet werden, und die Heilanstalten waren weitgehend zerstört worden. Der ehemalige Kurpark fiel in einen Dornröschenschlaf, oberhalb des Parks wurde in den 70er-Jahren ein unansehnlicher Betonklotz, der sogenannte Kaiserbau, errichtet.
Erst im Jahre 2011, im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 700-jährigen Bestehen der Stadt Nideggen zwei Jahre später, rückte das Gelände wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Eine Gruppe Ehrenamtlicher machte den verwilderten Park zunächst wieder zugänglich, indem sie große Mengen Holz und Sträucher von den Wegen und Freiflächen entfernten. Ein Skulpturenpark sollte dort entstehen.
Nach ungezählten ehrenamtlichen Arbeitsstunden und dank der finanziellen Unterstützung einiger lokaler Unternehmen konnte dieser im Mai 2014 eröffnet werden konnte.
Heute hat sich der Skulpturenpark als Ort etabliert, an dem der Besucher die frische Luft und die Natur genießen kann, während er gleichzeitig die Werke lokaler und regionaler Künstler auf sich wirken lässt. Gleichzeitig bietet der Park als naturnaher Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere einen Übergang zum angrenzenden FFH- und Vogelschutzgebiet „Buntsandsteinfelsen im Rurtal“.
Nördlicher Innenstadtrand, Stadt Bielefeld, Nordrhein-Westfalen
Beschreibung
Das „Grüne Band“ vernetzt die städtischen grünen Freiräume von der Innenstadt bis nach Stieghorst. Ziel ist es, gemäß dem Beschluss des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses vom 20.03.2007, wesentliche Inhalte der Rahmenkonzeption einen durchgehenden Grünzug mit integrierter Fuß- und Radwegeverbindung von der Innenstadt nach Stieghorst zu entwickeln, der bestehende Flächenpotentiale für Freizeit- und Erholungsnutzung qualifiziert und hierbei eine Verknüpfung der bestehenden Grünzüge gewährleistet. Die Zielsetzung betont die Schaffung eines netzförmigen Freiraumverbundes, analog zu den bestehenden Grünflächen im Bielefelder Westen. Hinsichtlich der Nutzer richtet sich der Fokus sowohl auf die angrenzenden Quartiere, für die ein Freizeit- und Erholungs- „Mosaik“ zur generationsübergreifenden Nutzung angestrebt werden soll, als auch an die gesamtstädtische Bevölkerung mit dem Angebot an Freizeitaktivitäten und Natur- und Landschaftserlebnis. Die Kleingartenanlagen und Grabelandflächen in Bielefeld Mitte wurden mit Fuß- und Radwegen zu einer attraktiven Grünverbindungvon der Stadt Bielefeld in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Gasse/Schumacher/Schramm miteinander verknüpft. Die Vielfalt der urbanen Gärten lässt sich über neu eröffnete und ausgebaute Wege zu Fuß oder mit dem Rad erleben. Neu gestaltete Spielflächen und Aufenthaltsbereiche entlang des Weges bieten Möglichkeiten, Pausen einzulegen. Stark frequentierte Straßen können Fußgänger und Radfahrer umgehen. Ein wesentliches Merkmal der Raumtypologie des Stadtraumes ist die Abfolge städtisch geprägter Räume beginnend im nördlichen Innenstadtrand hin zu landschaftlich geprägten Räumen am Stadtrand im Osten. Ausgehend von der Unterschiedlichkeit der Raumtypologien durchzieht die städtisch geprägten Räume ein dichtes Geflecht von Straßen und stellt so eine kurze Folge an Barrieren dar. Im landschaftlich geprägten Teil kann hingegen ein eher weitläufiges Wegebegleitendes Netz beschrieben werden.
Bad Cannstatt, Kreuznacher Straße, Stuttgart , Baden-Württemberg
Beschreibung
Der 1,5 Hektar große Veielsche Garten an der Waiblinger Straße wurde 1984 als Park angelegt. Über die Jahre hinweg entwickelte er sich aber zu einem Stricher- und Drogentreff. Die Neugestaltung der Anlage wurde Teil des Stadtentwicklungsprogrammes vom Amt für Stadtplanung und Wohnen und vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt umgesetzt. Ziel der Umgestaltung war es, die Grünanlage aktiv wiederzubeleben und einen offen einsehbaren Ort zu schaffen, an dem sich alle Bürger der Stadt wieder willkommen fühlen. Im Rahmen einer Beteiligung wurden Kinder, Jugendliche und die Anwohner mit in den Planungsprozess einbezogen. Die Themen „Sport in einer öffentlichen Grünanlage“ und „Bewegungsförderung“ waren den Beteiligten wichtig und wurden weiterverfolgt.
Das Konzept sieht eine klare Gliederung vor: Im Aktivbereich, der zentral gelegen ist, liegt der Fokus auf Bewegung für alle – Trampoline für kleine und große Kinder, Tischtennis und Sitzmöglichkeiten für Alt und Jung. Zusätzliche Calisthenics-Geräte und ein großes Slackline-Angebot bieten für alle Nutzer multifunktionale Trainingsmöglichkeiten. In der Trendsportanlage können Kinder und Jugendliche sowie Profisportler gemeinsam trainieren. Der amorph geformte Platz liegt inmitten grüner Bereiche aus Wiesen- und Rasenflächen. Alte und neue Bäume streuen sich über die Anlage und unterstreichen den natürlichen Parkcharakter, der den Anwohnern sehr wichtig war. In den grünen Passivbereichen werden Nutzungen wie Sitzen, Liegen, Erholen und Natur genießen ermöglicht. Bewusst platzierte Sitzmöglichkeiten bieten besondere Ein- und Ausblicke auf den Platz und seine Umgebung. Drei Wegeverbindungen erschließen die „neue Mitte“ in einer geschwungenen, dynamischen Form barrierefrei. Die neuen Eingangssituationen wirken offener und laden Besucher ein. Die Anlage im Veielschen Garten lädt durch seine Gestaltung im Vorbeigehen zum Ausprobieren und Mitmachen ein.
Der multicodierte Mitmach-Park in Weinstadt ist so heterogen wie die Gesellschaft selbst: Als Hybrid aus urbaner Agrikultur und klassischem Park verbindet er Freizeit, Lebensmittelproduktion, Ökologie und Umweltbildung sowie Teilhabe und begeht neue Wege der Freiraumgestaltung. Der Funktionsmix schafft einen integrativen Freiraum, der alle zum Mitmachen einlädt: Gartentypologien mit zeitgenössischen Angeboten wie Gemeinschaftsgärten vermischen sich mit Spiel- und Sportplätzen, Landwirtschaft, Erholungs- und Veranstaltungsinfrastruktur.
Weinstadt entstand in den 1970er-Jahren durch eine Gemeindegebietsreform, in deren Verlauf 5 verschiedene Ortschaften zusammengefügt wurden, ohne jedoch das Gefühl einer gesamtstädtischen Einheit entstehen zu lassen. So entstand das Ziel eine neue, gemeinsame und grüne Mitte als Treff- und Identifikationspunkt für alle Ortsteile zu schaffen um aus Weinstadt eine Stadt zu machen. Das indes lässt sich nur mit einem besonderen Prozessdesign umsetzen, bei dem alle Bürger die Möglichkeit haben von der Konzeption über die Planung, Umsetzung und den Betrieb mitzumachen. Dabei schafft die Kommune den Rahmen, während BürgerInnen, Vereine und Akteure die Bespielung verantworten, unterstützt durch eine ParkmanagerIn.
Im Rahmen eines flexiblen baulich-gestalterischen Grundgerüsts bekommen die AkteurInnen Raum, Eigenes zu entwickeln. Durch das statisch-dynamische Gerüst sowie die neue Konstellation zur Planung und Bewirtschaftung der Flächen entsteht eine neuartige Freiraumtypologie. Dabei ermöglicht eine mehrjährige, vielschichtige Partizipationsstrategie die breite Teilhabe der Gesellschaft und unterstützt das Zusammenkommen unterschiedlichster Zielgruppen. Somit gelingt es im Mitmach-Park die gesellschaftliche Vielfalt und gleichzeitig deren Zusammenhalt räumlich sowohl abzubilden als auch zu fördern.
Der innovative Projektansatz wird gefördert als Nationales Projekt des Städtebaus und als ExWoSt-Projekt.